Lost Places
Marinesperrzeugamt Starkshorn
Das Marinesperrzeugamt Starkshorn wurde im Jahre 1937 durch die Kriegsmarinewerft Wilhelmshaven auf einem knapp 250 Hektar großem
Areal, mitten im dichten Wald, erbaut.
Um die Tarnung aufrecht zu erhalten ging man dabei ungewöhnlich vorsichtig vor.
Bereits Ende 1939 wurden Baracken, Hallen, Häuser und Bunker errichtet, insgesamt über 200 Gebäude (davon mehr als 100 Bunker).
Gebaut wurden zwei Arten von Bunkern. Die kleineren etwa 30 Quadratmeter großen Bunker dienten vor allem der Lagerung von Zündern.
Interessanter wirken die großen Erdbunker mit einer Fläche von jeweils 160 Quadratmetern.
Diese dienten der Lagerung von jeweils bis zu 40 einsatzbereiten Torpedos oder bis zu 80 einsatzbereiten Seeminen.
Insgesamt belief sich die Kapazität auf über 7000 einsatzbereite Seeminen.
Durch die größe dieser Bunker, war es erforderlich, die Deckenkonstruktion gewölbt zu errichten.
Jeder Bunker war elektrisch erschlossen und ein Telefon war vorhanden.
Zusätzlich führte eine Steuerleitung von jedem Bunker zum Kommandostand, von wo aus dieser im Notfall hätte gesprengt werden sollen.
Gleichzeitig wurde in sicherer Entfernung eine Wohnsiedlung für die Offiziere erbaut.
Diese trägt auch heute noch den Namen Marinesiedlung.
Den Transport der Waffen ermöglichte eine speziell gebaute Schmalspurbahn, welche durch eine mehr als 100 m lange Verladerampe an das Reichsbahnnetz angeschlossen wurde.
Mehrere Marinesoldaten starben bei zwei Detonationen im Jahr 1944 und 1945.
Die Ursache der Detonationen ist unklar. So wird zum einen von Sabotage, zum anderen von Unfällen berichtet.
Da auch Versuche mit neuartigen Waffen durchgeführt wurden ist ein Zusammenhang auch aus diesem Grund nicht auszuschließen.
In den Kriegsjahren arbeiteten täglich auch mehr als 100 Zivilisten im Sperrzeugamt, welche täglich mit dem Bus pendelten.
Auch Zwangsarbeiter kamen zum Einsatz. Jene wurden in eigens errichteten Baracken auf dem Gelände untergebracht.
Anfang April 1945 sollte die Anlage von den Offizieren gesprengt werden. Jene verliessen jedoch die Anlage fluchtartig, ohne dass eine Sprengung erfolgte.
Am 13. April erreichten britische Truppen die Anlage.
Fortan führte man bis 1947 umfangreiche Sprengungen auf dem Anlagengelände durch.
Dabei wurde beschlagnahmte Munition aller Kaliber und Arten, sowie auch die Sprengköpfe von V1 und V2 Raketen zerstört.
Diese wurden dafür extra aus ganz Norddeutschland in die Anlage verbracht und vernichtet.
Die Truppen der Alliierten demontierten, nachdem alle Waffensprengungen durchgeführt wurden, sämtliche brauchbare Anlagenteile und verbrachten diese auf eigenes Territorium. Offiziell wurde dieser Akt als Reparationsleistung angesehen.
Selbst die Pflasterung der Straße und natürlich die Schienen der Feldbahn wurden demontiert.
Nachdem die Waffen vernichtet wurden, folgte nun die Sprengung der gesamten Anlage.
Der Wald wurde dafür zum Teil abgeholzt, oder durch die Sprengungen stark beschädigt.
Das Gelände wurde in den Nachkriegsjahren von Schrottsammlern durchforstet.
Dabei kam es häufig zu schweren tödlichen Unfällen durch Explosionen.
In den 50er Jahren wurde das Gebiet dann nach dem derzeitigen Stand der Technik "gereinigt".
In regelmäßigen Abständen wurde dies bis 1991 wiederholt.
Das Gelände ist noch heute hochgradig durch Munition, Sprengladungen und Zünder verseucht und gilt als Risikobereich.
Dieser Bereich ist durch wenige Hinweistafeln gekennzeichnet und für den Zutritt gesperrt.
Da ein 250 Hektar großes Gelände jedoch nur mit extrem hohen Kosten abzusichern wäre, verzichtet man hier fast gänzlich auf Zäune oder ähnliches.
Es gibt offenbar auch nicht allzuviel zu sehen, da die Bunker als Erdbunker geplant waren und von vornherein mit Erde und Wildwuchs bedeckt waren. Die meisten Bunker sind verschüttet, die oberirdischen Gebäude sind, bis auf ein paar Reste komplett zerstört.
Da die Bunker aus extrem dicken Stahlbeton gefertigt wurden, überließ man die gesprengten und zusammengestürzten ihrem Schicksal.
Der Aufwand einer Reinigung wäre mit zu hohen Kosten verbunden.
Niemand kann heute sagen, was und in welchem Umfang noch unter den Trümmern schlummert.
Nicht nur Munitions- und Waffenreste machen das Gebiet lebengefährlich, sondern auch chemische Abfälle von z.B. weiträumig verstreuten Armeebatterien.
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